Ankunft einer Familie in El Carmen de Bolivar

In El Carmen de Bolívar, Kolumbien, gibt es immer wieder  Situationen, die spontane Hilfe erfordern. So berichtet Emma Arnold im Januar 2018:

In den vergangenen Weihnachtstagen kam Gloria, eine Mutter, von 7 Kindern ins Pfarrhaus und bat um Hilfe: Sie hat keine Wohnung, kaum Lebensmittel  und möchte, dass die Kinder die Schule besuchen können. Sie floh mit ihren Kindern und dem Vater ihres anderthalbjährigen Buben aus Urubá. Das ist eine seit vielen Jahren unruhige Gegend, wo sich Paramilitär, Guerrilla und Kriminalbanden Machtkämpfe liefern und die Gegend unter Kontrolle halten. Wer von dort flieht, gilt als “gefährlich”, flösst Angst ein und niemand möchte mit diesen Leuten zu tun haben. Also, besser abwarten, dachte meine Sekretärin und informierte mich nicht über den Besuch von Gloria.

Doch eines Tages kam die Frau, stellte sich mir vor und wollte ihre Kinder für die Schule anmelden.

In solchen Fällen will ich immer die Kinder sehen. Sie wurden mir vorgestellt. Ein zwölfjähriger, leicht behinderter Junge, zwei Mädchen von sechs und acht Jahren. Sie konnten in ihrem Weiler in Urubá nie zur Schule gehen. Ruhig, abwartend schauten sie mich ganz ernst an. Natürlich will ich sie aufnehmen in unsere Schule. Da strahlten die kleinen indianischen Gesichtchen und wurden lebendig. Nach und nach erzählte die Mutter aus ihrem Leben in Urubá von Ereignissen, von denen viele meinen, sie seien nicht mehr möglich. Kolumbien ist zwar auf dem Weg zum Frieden, doch in Urubá ist dies noch gar nicht so. Gloria floh mit ihrem Partner aus Angst, ihr kleiner zwölfjähriger Sohn würde eines Tages so verschwinden, wie ihre drei älteren Töchter, von denen die Dreizehnjährige letztes Jahr verschwand. Die beiden älteren sind heute, wenn sie  noch leben, 16 und 18 Jahre alt.

Die Mutter weiss nicht, welche Gruppe sie rekrutiert hat, und sie hat nie mehr etwas von ihnen gehört. Tiefer  Schmerz zeigte sich in ihrem Gesicht. Die Unsicherheit, die Ausweglosigkeit, die Aufgabe nicht rückwärts sondern vorwärts zu schauen, ihre Kinder zu beschützen, soweit die Umstände es ihr erlauben, all das bedrückte sie sehr. Ich fragte Gloria nach dem Vater der Kinder, da begann sie zu erzählen:

„Der Vater meiner ersten 6 Kinder wurde vor etwa vier Jahren ermordet, seine Leiche hat der Fluss weggeschwemmt. Nichts konnte unternommen werden. Nach dem Warum durfte nicht gefragt werden und noch weniger danach, welche Gruppe dahinter steckte. In unserer Gegend regieren die Kriminellen und man weiss nie so recht, welcher Gruppe sie angehören und wem sie dienen. Einige Zeit kämpfte ich allein weiter, arbeitete, pflanzte Gemüse und andere Lebensmittel wie Ñame, Yuca, Mais an. Davon lebte ich mit meinen Kindern. Da suchte mein jetziger Partner in unserer Umgebung  Arbeit. Er kam zu mir und seitdem hilft er mir.  Jetzt sind wir hierher gekommen, weil er aus dieser Gegend stammt.“

Die Familie fand eine Arbeit auf einem Bauerngut hier in der Nähe. Für eine Woche lebte sie dort. Dann passierte es: Der Esel des Meisters trank frische Milch aus dem Kessel. Unglücklicherweise beobachtete dies der Meister und die Familie wurde auf der Stelle entlassen. Es war 4 Uhr nachmittags. Sie gingen zum Nachbarn und baten um Unterkunft. Der Nachbar ist selber arm und hat nur wenig zum Teilen. Alle schlafen auf dem Boden. Der Partner von Gloria findet hin und wieder eine Arbeit. Die drei Kinder kommen zu uns in die Schule, wo sie ein Frühstück und ein Mittagessen erhalten. Der Sohn des Bauern, der sie aufgenommen hat, bringt die Kinder jeden Tag zur Schule. Drei Kinder auf einem Motorrad !!!

Dies ist verboten, doch es gibt keine bessere Lösung.

Es ist dringend notwendig, dass die Familie bald  eine eigene Unterkunft bekommt,

wir werden sie mit Spenden aus unserer Stiftung unterstützen.

 

Dank Ihrer Solidarität kann dieser Familie geholfen werden.